Der Esstisch wird zur Bühne eines alltäglichen Dramas: Eltern präsentieren hoffnungsvoll einen Teller mit zartem Fisch — reich an wichtigen Nährstoffen. Doch ihre Kinder verziehen das Gesicht, ziehen die Nase kraus und schieben den Teller mit einem entschiedenen “Nein” weg. Diese Szene wiederholt sich in vielen Familien. Sie steht symbolisch für die Herausforderung, gesunde Ernährung und die Vorlieben junger Gaumen in Einklang zu bringen. Die gesunde Ernährung von Kindern ist für viele Eltern ein täglicher Balanceakt. Dabei birgt dieser nährstoffreiche Meeresbewohner einen wertvollen Schatz: Omega-3-Fettsäuren.
Omega-3-Fettsäuren in der Kindesentwicklung
Die Omega-3-Fettsäuren sind ein wichtiger Bestandteil für die Entwicklung des Gehirns. Sowohl Säuglinge, Kleinkinder als auch Schulkinder profitieren davon (1). Insbesondere die langkettigen Varianten Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) spielen bei der neuronalen Entwicklung von Kindern eine entscheidende Rolle. In den frühen Lebensjahren ist das Gehirn besonders empfänglich für diese essentiellen Fettsäuren. Sie sind am Aufbau der Zellmembranen beteiligt und unterstützen die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen. Omega-3-Fettsäuren stehen in Verbindung mit einer verbesserten kognitiven Entwicklung, besseren Lernfähigkeiten und möglicherweise einem verringerten Risiko für Entwicklungsstörungen (1).
[Grafik aus Studie?]
Außerdem hat eine Übersichtarbeit von 2021 festgestellt, dass Kinder mit einer ausreichenden Zufuhr an Omega-3-Fettsäuren ruhiger schlafen. Bei Säuglingen kann es die Schlaforganisation verbessern und den Anteil des aktiven Schlafs reduzieren (2).
Fischverzehr bei Kindern
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) betont die essenzielle Rolle von Omega-3-Fettsäuren in der kindlichen Ernährung. Sie empfiehlt den regelmäßigen Konsum von Fisch, insbesondere von fettreichen Arten. Die exakte Empfehlung lautet: Mindestens zweimal pro Woche Fisch zu verzehren, davon mindestens einmal fettreiche Arten wie Lachs, Makrele oder Hering (3,4).
Laut der DGE beträgt der empfohlene Omega-3-Tagesbedarf (EPA und DHA):
- Kleinkinder: 0,1 g
- Kinder und Jugendliche: 0,25 g
- Erwachsene: 0,25 — 0,3 g
- Schwangere und Stillende: 0,45 g
- Leistungssportler: 1 — 2 g
- Freizeitsportler: 0,3 g
Die Realität zeigt jedoch, dass die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren und Fisch bei vielen Kindern oft hinter diesen Empfehlungen zurückbleibt. Studien zur Ernährung von Kindern deuten darauf hin, dass die Fischzufuhr in vielen Ländern unter den empfohlenen Mengen liegt. Die Gründe umfassen die Vorlieben der Kinder, kulturelle Essgewohnheiten, sowie den oft hektischen Alltag vieler Familien (5).
Es stellt sich die Frage, ob es realistisch ist, dass Kinder allein durch den Verzehr von Fisch ihren Omega-3-Bedarf decken. Die Diskrepanz zwischen Empfehlungen und Umsetzung verdeutlicht, dass dies oft eine Herausforderung darstellt.
Angesicht dieser Herausforderungen ist es wichtig, kreative Wege zu finden, um die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren zu optimieren. Dies könnte die Zubereitung von Fisch in ansprechenden Formen bedeuten. Insbesondere bei Kindern, die Fisch ablehnen oder selten verzehren, spricht jedoch vieles für die Ergänzung hochwertigen Omega-3-Präparate.
Omega-3-Nahrungsergänzung für Kinder?
Der Bedarf an Omega-3-Fettsäuren wird in der Regel durch eine ausgeglichene Ernährung gedeckt. Die zusätzliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist dann nicht nötig. Manchmal ist Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren jedoch zu gering, zum Beispiel weil das Kind keinen Fisch essen mag. In diesem Fall ist eine zusätzliche Zufuhr sinnvoll. Dabei müssen es auch nicht immer Nahrungsergänzungsmittel sein. Auch in pflanzlichen Produkten, wie Algen- oder Rapsöl sind Omega-3-Fettsäuren enthalten (4).
Studien deuten darauf hin, dass übergewichtige Kinder ein erhöhtes Risiko für eine Fettleber und erhöhte Blutfettwerte aufweisen. Diese Kinder profitieren besonders von der zusätzlichen Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren. In der Studie senkten die Omega-3-Fettsäuren die Triglycerid-Werte bei jüngeren Kindern und Kindern mit hohem Blutzucker deutlich (6).
Zusätzlich gibt es Untersuchungen, die auf einen potenziellen Nutzen von Omega-3-Präperate bei neurologischen Störungen wie ADHS und Autismus hindeuten. Die Studienlage ist jedoch nicht eindeutig. Es wäre daher unangebracht, zu hohe Erwartungen an die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren bei diesen Krankheitsbildern zu haben (7,8).
Vor- und Nachteile verschiedener Omega-3-Präparate
Omega-3-Präparate für Kinder sind in verschiedenen Darreichungsformen wie Kapseln, Flüssigkeiten und Gummies (Gelatinebärchen) erhältlich. Bei der Auswahl eines geeigneten Präparats sollten Eltern auf einige Aspekte achten.
Flüssigkeiten, wie Tropfen und Sirup sind aufgrund ihrer Neigung zur Oxidation nur begrenzt haltbar. Außerdem haben sie oft noch einen intensiven Fischgeschmack, trotz Geschmacksverbesserungen. Dies schreckt viele Kinder ab. Flüssigkeiten sind dafür sehr einfach einzunehmen. Vorsicht ist allerdings bei der Dosierung geboten (9).
Gummies erscheinen auf den ersten Blick als gute Alternative für Kinder, bringen aber einige Nachteile mit sich. Die Einnahme von Gummies geht oft mit einem hohen Zuckergehalt oder einem Übermaß an Süßstoffen einher. Besonders bei der Verwendung von Gelatine müssen viele Zusatzstoffe verwendet werden (10). Die Süße dieser Produkte birgt das Risiko der Überdosierung, wenn Kinder mehr als die empfohlene Menge verzehren. Außerdem widerspricht die Einbindung dieser Süßigkeiten in den täglichen Speiseplan der grundlegenden Idee von Nahrungsergänzung. Diese sollte ein Defizit in der Ernährung ausgleichen und nicht als Süßigkeit betrachtet werden.
Die empfehlenswerteste Form der Omega-3-Supplementierung für Kinder sind Kapseln. Voraussetzung ist, dass die Kinder bereits Kapseln schlucken können. Gerade bei jüngeren Kindern sollte darauf geachtet werden, dass die Kapseln nicht zu groß sind. Ein Vorteil ist, dass die Kapsel bereits fertig dosiert sind (9,10).
Tipps zur richtigen Dosierung und Einnahme für Kinder
Bei der Dosierung von Omega-3-Präparaten für Kinder ist es ratsam, die Altersstufe, das Gewicht und die individuellen Bedürfnisse des Kindes zu berücksichtigen. Ein qualitativ hochwertiges Omega-3-Präparat sollte folgende Kriterien erfüllen (11,12):
- Reinheit
- Geringe Oxidation (TOTOX-Wert)
- Hoher Anteil an Omega-3-Fettsäuren
- Ausgewogenes Verhältnis von DHA zu EPA (2:1)
- Nachhaltiger Fischfang
- Keine Gentechnik bei veganen Quellen
- Frei von bedenklichen Zusatzstoffen wie Carrageen
Die Dosierung sollte gemäß den Herstellerangaben oder nach Rücksprache mit einem Kinderarzt erfolgen. Kleine Kapseln erleichtern das Schlucken und ermöglichen eine altersangepasste Dosierung.
Fazit/Zusammenfassung
Omega-3-Fettsäuren spielen eine entscheidende Rolle in der Kindesentwicklung. Omega-3-Präparate können dabei eine sinnvolle Ergänzung der kindlichen Ernährung sein, wenn der Bedarf nicht ausreichend gedeckt wird. Besonders bei Kindern die vegetarisch leben, oder Fisch ablehnen. Allerdings sollten Eltern bei der Auswahl von Omega-3-Präparaten auf Qualität und die richtige Dosierung achten. Während Omega-3-Präparate eine wertvolle Rolle bei der Versorgung von Kindern spielen können, darf eine ausgewogene Ernährung niemals vernachlässigt werden. Eltern sollten darauf achten, dass Kinder durch eine abwechslungsreiche Ernährung die besten Voraussetzungen für ihre Entwicklung erhalten. Eine vielfältige Ernährung mit frischem Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und anderen nährstoffreichen Lebensmitteln ist für die gesunde Entwicklung von Kindern unerlässlich. Omega-3-Präparate können unterstützen, sollten jedoch stets als Ergänzung und nicht als Ersatz für eine gesunde Ernährung betrachtet werden. Die Entscheidung, ob Omega-3-Präparate für ein Kind geeignet sind, sollte immer in Absprache mit einem Experten getroffen werden. Eine ausgewogene Ernährung und ein aktives Leben legen jedoch den Grundstein für die langfristige Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Kinder.
Quellen
- Sambra, V., Echeverria, F., Valenzuela, A., Chouinard-Watkins, R., & Valenzuela, R. (2021). Docosahexaenoic and Arachidonic Acids as Neuroprotective Nutrients throughout the Life Cycle. Nutrients 2021, Vol. 13, Page 986, 13(3), 986. https://doi.org/10.3390/NU13030986
- Dai, Y., & Liu, J. (2021). Omega‑3 long-chain polyunsaturated fatty acid and sleep: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials and longitudinal studies. Nutrition Reviews, 79(8), 847. https://doi.org/10.1093/NUTRIT/NUAA103
- Fett, essenzielle Fettsäuren | DGE. (2000). https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/fett-essenzielle-fettsaeuren/
- Omega-3-Fettsäure-Kapseln sinnvolle Nahrungsergänzung? | Verbraucherzentrale.de. (n.d.). Retrieved August 22, 2023, from https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/omega3fettsaeurekapseln-sinnvolle-nahrungsergaenzung-8585
- Portillo-Reyes, V., Pérez-García, M., Loya-Méndez, Y., & Puente, A. E. (2014). Clinical significance of neuropsychological improvement after supplementation with omega‑3 in 8–12 years old malnourished Mexican children: A randomized, double-blind, placebo and treatment clinical trial. Research in Developmental Disabilities, 35(4), 861–870. https://doi.org/10.1016/J.RIDD.2014.01.013
- Khorshidi, M., Hazaveh, Z. S., Alimohammadi-kamalabadi, M., Jamshidi, S., Moghaddam, O. M., Olang, B., Hatefi, S., Hosseini, A., Jamilian, P., Zarezadeh, M., Kohansal, P., Heshmati, J., Jamilian, P., & Sayyari, A. (2023). Effect of omega‑3 supplementation on lipid profile in children and adolescents: a systematic review and meta-analysis of randomized clinical trials. Nutrition Journal, 22(1), 1–11. https://doi.org/10.1186%2Fs12937-022–00826‑5
- Händel, M. N., Rohde, J. F., Rimestad, M. L., Bandak, E., Birkefoss, K., Tendal, B., Lemcke, S., & Callesen, H. E. (2021). Efficacy and safety of polyunsaturated fatty acids supplementation in the treatment of attention deficit hyperactivity disorder (Adhd) in children and adolescents: A systematic review and meta-analysis of clinical trials. Nutrients, 13(4), 1226. https://doi.org/10.3390/NU13041226/
- de Andrade Wobido, K., de Sá Barreto da Cunha, M., Miranda, S. S., da Mota Santana, J., da Silva, D. C. G., & Pereira, M. (2021). Non-specific effect of omega‑3 fatty acid supplementation on autistic spectrum disorder: systematic review and meta-analysis, 25(9), 1995–2007. https://doi.org/10.1080/1028415X.2021.1913950
- Darreichungsformen | Kinderformularium. (n.d.). Retrieved September 3, 2023, from https://kinderformularium.de/darreichungsformen
- Omega 3 für Kinder: Test, Wirkung, Anwendung & Studien (09/23). (n.d.). Retrieved September 3, 2023, from https://www.supplementbibel.de/omega-3-fuer-kinder-test/
- Fisch: Verbraucherschutz- BZfE. (n.d.). Retrieved September 3, 2023, from https://www.bzfe.de/lebensmittel/vom-acker-bis-zum-teller/fisch/fisch-verbraucherschutz/
- Cholewski M, Tomczykowa M, Tomczyk M. A Comprehensive Review of Chemistry, Sources and Bioavailability of Omega‑3 Fatty Acids. Nutrients. 2018; 10(11):1662. https://doi.org/10.3390/nu10111662