Ein Mann mit grauem Haar, der die Bedeutung von Omega-3 für ein längeres, gesünderes Leben hervorhebt.

Alte­rung und Lon­ge­vi­ty

Der Alte­rungs­pro­zess ist unaus­weich­lich, eine Reise, die jeder von uns im Leben durch­läuft. Wir fürch­ten uns vor den sicht­ba­ren Zei­chen des Alterns, wie grau­en Haa­ren, Fal­ten und nach­las­sen­der Ener­gie, jedoch ist es wich­tig zu erken­nen, dass Altern ein grund­le­gen­der und natür­li­cher Pro­zess ist – ein Teil des Lebens, den wir nicht ein­fach umkeh­ren kön­nen.

Inmit­ten die­ser Ver­än­de­run­gen des Alterns gibt es jedoch fas­zi­nie­ren­de Aspek­te, die unse­re Auf­merk­sam­keit ver­die­nen: alters­as­so­zi­ier­te Mecha­nis­men. Diese bio­lo­gi­schen Pro­zes­se sind nicht nur für den Alte­rungs­pro­zess ver­ant­wort­lich, son­dern sind auch stark mit alters­as­so­zi­ier­ten Erkran­kun­gen ver­bun­den.

Indem wir diese Mecha­nis­men bes­ser ver­ste­hen und ler­nen, wie wir sie posi­tiv beein­flus­sen kön­nen, eröff­nen sich die Mög­lich­kei­ten, die Qua­li­tät des Lebens im Alter zu maxi­mie­ren. Diese Aus­sicht auf „Healt­hy Aging“ wird zu einem zuneh­mend wich­ti­gen Thema in der medi­zi­ni­schen For­schung. Daher wird es zuneh­mend wich­ti­ger in die Welt des Alterns ein­zu­tau­chen und zu unter­su­chen, wie alters­as­so­zi­ier­te Mecha­nis­men nicht nur den Alte­rungs­pro­zess selbst for­men, son­dern auch Ein­fluss auf die Ent­ste­hung alters­be­ding­ter Krank­hei­ten haben.

Healt­hy aging, Lon­ge­vi­ty

„Healt­hy aging“ beschreibt die För­de­rung eines gesun­den und erfüll­ten Lebens im Alter. Der Begriff bezieht sich auf die Bemü­hung, den Alte­rungs­pro­zess so zu gestal­ten, dass die kör­per­li­che, geis­ti­ge und sozia­le Gesund­heit erhal­ten bleibt oder sogar ver­bes­sert wird. Das Ziel von „Healt­hy Aging“ ist, die Lebens­qua­li­tät im Alter zu maxi­mie­ren und alters­be­ding­ten Krank­hei­ten und Funk­ti­ons­ver­lust vor­zu­beu­gen. Es bedeu­tet nicht, das Altern zu stop­pen, son­dern das Beste aus den spä­te­ren Lebens­jah­ren her­aus­zu­ho­len und Unab­hän­gig­keit sowie Lebens­freu­de zu bewah­ren. 

Man ver­sucht alters­as­so­zi­ier­te Krank­hei­ten wie Dia­be­tes, Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen, Arthro­se, Krebs, Par­kin­son oder den Seh- oder Hör­ver­lust zu ver­mei­den (1,2).

„Lon­ge­vi­ty“ oder Lang­le­big­keit bezieht sich auf die Länge oder Dauer des Lebens einer Per­son. Sie wird in der Regel in Jah­ren bemes­sen. Das Errei­chen der Lang­le­big­keit und das Leben eines län­ge­ren und gesün­de­ren Lebens sind The­men von Inter­es­se sowohl für Ein­zel­per­so­nen als auch für For­scher. Die Lang­le­big­keit wird von meh­re­ren Fak­to­ren beein­flusst, dar­un­ter Gene­tik, Lebens­stil­ent­schei­dun­gen, Zugang zur Gesund­heits­ver­sor­gung und Umwelt­fak­to­ren (3,4).

Die Hall­marks of aging

Die „Hall­marks of Aging“ oder auch Alters­merk­ma­le sind eine Reihe von cha­rak­te­ris­ti­schen bio­lo­gi­schen Pro­zes­sen und Ver­än­de­run­gen, die im Laufe des Lebens auf­tre­ten und den Alte­rungs­pro­zess beein­flus­sen. Sie bie­ten einen Rah­men für die Erfor­schung der zugrun­de lie­gen­den Mecha­nis­men des Alterns. Die sie­ben Haupt-Hall­marks of Aging lau­ten wie folgt:

  1. Die geno­mi­sche Insta­bi­li­tät beschreibt Schä­den und Muta­tio­nen in der DNA. Im Laufe der Zeit füh­ren diese Schä­den zu Feh­lern in der DNA, wel­che das Risi­ko von Krebs und ande­ren alters­be­ding­ten Krank­hei­ten erhö­hen.
  2. Die Telo­me­re ver­kür­zen sich. Telo­me­re sind sich wie­der­ho­len­den DNA-Sequen­zen am Ende der Chro­mo­so­men. Sie schüt­zen die DNA vor dem fal­schen Able­sen des gene­ti­schen Codes, ver­kür­zen sich jedoch mit der Zeit. Sind die Telo­me­re zu kurz oder nicht mehr vor­han­den, kann die Zelle nicht mehr kor­rekt funk­tio­nie­ren und sich tei­len, was zum Zell­tod führt.
  3. Epi­ge­ne­ti­sche Ver­än­de­run­gen betref­fen nicht die DNA-Sequenz, son­dern die Orga­ni­sa­ti­on der Chro­mo­so­men. Man­che Berei­che lie­gen weni­ger ver­packt vor und wer­den dem­nach häu­fi­ger abge­le­sen (wich­ti­ge Pro­te­ine oder Regu­la­to­ren). Im Alter tre­ten häu­fi­ger Ver­än­de­run­gen in der DNA-Methy­lie­rung auf, was die Gen­re­gu­la­ti­on beein­träch­ti­gen kann.
  4. Der Ver­lust von Pro­tea­sen bezieht sich auf den Ver­lust der Fähig­keit des Kör­pers, Pro­te­ine rich­tig zu fal­ten, zu trans­por­tie­ren und zu recy­celn. Diese feh­ler­haf­ten Pro­te­ine kön­nen sich dann ansam­meln und Schä­den ver­ur­sa­chen.
  5. Mit zuneh­men­dem Alter kann der Kör­per Nähr­stof­fe wie Insu­lin und Wachs­tums­fak­to­ren nicht mehr effi­zi­ent nut­zen. Dies kann zur Insu­lin­re­sis­tenz und Dia­be­tes füh­ren.
  6. Mito­chon­dri­en sind die Ener­gie­pro­du­zen­ten in den Zel­len. Mit fort­schrei­ten­dem Alter kön­nen diese dys­funk­tio­nal wer­den, was zu einem Ener­gie­man­gel in der Zelle führt.
  7. Zel­lu­lä­re Senes­zenz ist ein Zustand, in dem die Zelle nicht mehr tei­lungs­fä­hig ist und ent­zün­dungs­för­dern­de Sub­stan­zen frei­setzt. Diese kön­nen dann Ent­zün­dun­gen und ande­re alters­be­ding­te Erkran­kun­gen för­dern (5,6).

Omega-3-Fett­säu­ren und die Hall­marks of Aging

Die Hall­marks of Aging wer­den durch zahl­rei­che Nah­rungs­be­stand­tei­le beein­flusst, dar­un­ter auch Omega-3-Fett­säu­ren. Da sol­che Stu­di­en jedoch in der Mehr­zahl in Zell- und Tier­ver­su­chen durch­ge­führt wur­den, ist es aus­sa­ge­kräf­ti­ger, sich auf kli­ni­sche Nach­wei­se zu fokus­sie­ren.

In einer 2022 durch­ge­führ­ten Meta-Ana­ly­se zum Thema Omega-3-Fett­säu­ren und Ent­zün­dungs­mar­kern konn­te fest­ge­stellt wer­den, dass die Ein­nah­me der Fett­säu­ren die Kon­zen­tra­ti­on von C‑reaktivem Pro­te­in (wird bei akti­ven Ent­zün­dun­gen frei­ge­setzt), Tumor-Nekro­se-Fak­tor-Alfa (ent­zün­dungs­för­dern­des Zyto­kin) und Interleukin‑6 (Zyto­kin, das bei Ent­zün­dun­gen frei­ge­setzt wird) signi­fi­kant ver­rin­gert. Dies lässt ver­mu­ten, das Omega-3-Fett­säu­ren akti­ve Ent­zün­dun­gen ver­rin­gern (7).

Das Ver­kür­zen der Telo­me­re wird in star­ke Ver­bin­dung mit dem Alte­rungs­pro­zess gebracht. Neben dem fort­schrei­ten­den Altern spie­len jedoch auch ent­zünd­li­che Pro­zes­se und oxi­da­tiv­er Stress eine Rolle bei der Kür­zung. Omega-3-Fett­säu­ren haben einen star­ken Effekt auf Ent­zün­dun­gen und oxi­da­tiv­en Stress und wei­sen somit posi­ti­ve Effek­te auf die Länge der Telo­me­re auf (8).

Eine inspirierende Grafik zeigt ein glückliches Rentnerpaar, das die Lebensfreude im Alter feiert.

Omega-3-Fett­säu­ren und alters­as­so­zi­ier­te Erkran­kun­gen

Im Zusam­men­hang mit den „Hall­marks of Aging“ kön­nen Omega-3-Fett­säu­ren eine Rolle bei der Ver­lang­sa­mung des Alte­rungs­pro­zes­ses und der Redu­zie­rung des Risi­kos auf alters­be­ding­te Krank­hei­ten spie­len.

Omega-3-Fett­säu­ren sind bekannt für ihre anti­oxi­da­tiv­en Eigen­schaf­ten, die dazu bei­tra­gen, Schä­den an der DNA zu redu­zie­ren, die durch oxi­da­tiv­en Stress ver­ur­sacht wer­den. Dadurch wird die geno­mi­sche Insta­bi­li­tät ver­rin­gert und die Inte­gri­tät der DNA auf­recht­erhal­ten.

Dank ihrer ent­zün­dungs­hem­men­den Eigen­schaf­ten wer­den Omega-3-Fett­säu­ren auch mit der gerin­gen Ver­kür­zung der Telo­me­re in Ver­bin­dung gebracht.

Omega-3-Fett­säu­ren kön­nen auch epi­ge­ne­ti­sche Ver­än­de­run­gen beein­flus­sen, ins­be­son­de­re in Bezug auf die DNA-Methy­lie­rung. Dies trägt zu bes­se­ren Gen­re­gu­la­ti­on im Alter bei.

Mito­chon­dria­le Dys­funk­tio­nen wer­den eben­falls ver­rin­gert, indem die Mem­bran­struk­tur und die Ener­gie­pro­duk­ti­on von den Säu­ren unter­stützt wird.

Ent­zün­dun­gen hän­gen mit zel­lu­lä­rer Senes­zenz zusam­men. Dank ihrer anti­in­flamm­a­to­ri­schen Eigen­schaf­ten tra­gen Omega-3-Fett­säu­ren dem­nach auch dazu bei, dass die Anzahl senes­zen­ter Zel­len ver­rin­gert wird (9).

Eine beson­ders häu­fi­ge alters­be­ding­te Krank­heit ist Blut­hoch­druck. Die­ser ent­steht unter ande­rem, wenn die Blut­ge­fä­ße geschä­digt wer­den, was mit der Zeit meist unum­gäng­lich ist. In meh­re­ren Stu­di­en konn­te bereits erfolg­reich bewie­sen wer­den, dass Omega-3-Fett­säu­ren zur Sen­kung des Blut­drucks bei­tra­gen und somit das Risi­ko auf asso­zi­ier­te kar­dio­vas­ku­lä­re Erkran­kun­gen sin­ken (10,11).

Eine wei­te­re Erkran­kung, die oft im Alter ent­steht, ist Typ 2 Dia­be­tes. Hier ent­wi­ckelt der Kör­per eine Insu­lin­re­sis­tenz. Dadurch kann Zucker nicht mehr rich­tig von den Zel­len auf­ge­nom­men wer­den, der Blut­zu­cker­spie­gel im Kör­per steigt, und Orga­ne wer­den geschä­digt. Dies kann zu schwe­ren Gesund­heits­pro­ble­men füh­ren, wie Herz-Kreis­lauf-Kom­pli­ka­tio­nen, Schlag­an­fäl­len und Nie­ren­er­kran­kun­gen. Omega-3-Fett­säu­ren kön­nen hier hel­fen, indem sie die kar­dio­vas­ku­lä­ren Risi­ko­fak­to­ren posi­tiv beein­flus­sen, dank ihrer ent­zün­dungs­hem­men­den Eigen­schaf­ten (12,13).

Eine der bekann­tes­ten alters­be­ding­ten Erkran­kun­gen ist Alz­hei­mer. Dies ist eine fort­schrei­ten­de irrever­si­ble neu­ro­de­ge­nera­ti­ve Erkran­kung des Gehirns. Sie wird durch abnor­ma­le Abla­ge­run­gen von Pro­te­inen im Gehirn ver­ur­sacht, wel­che zur Schä­di­gung und zum Abster­ben von Ner­ven­zel­len füh­ren. Risi­ko­fak­to­ren sind unter ande­rem die gene­ti­sche Ver­an­la­gung, bestimm­te Gen­va­ri­an­ten, Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen und Dia­be­tes. Omega-3-Fett­säu­ren kön­nen hier hel­fen und es gibt auch schon erste kli­ni­sche Stu­di­en, die eine Ein­nah­me mit einer Ver­rin­ge­rung der Alz­hei­mer-Sym­pto­me in Ver­bin­dung brin­gen (14).

Fazit

Altern ist ein natür­li­cher Pro­zess, vor dem man sich nicht fürch­ten soll­te. Jedoch bringt ein fort­ge­schrit­te­nes Leben auch viele Erkran­kun­gen mit sich. Daher ist es wich­tig, sich sein Leben lang über eine gesun­de und aus­ge­wo­ge­ne Ernäh­rung bewusst zu sein, um sei­nen Kör­per best­mög­lich auf das Altern vor­zu­be­rei­ten. Omega-3-Fett­säu­ren unter­stüt­zen die­sen Pro­zess und soll­ten immer Teil einer aus­ge­wo­ge­nen Ernäh­rung sein. Es gibt jedoch auch schon expli­zier­te Hin­wei­se drauf, dass die Fett­säu­ren bei vie­len alters­be­ding­ten Erkran­kun­gen posi­ti­ve Eigen­schaf­ten haben. Es bedarf jedohc noch wei­te­rer Stu­di­en, um die genau­en Effek­te von Omega-3-Fett­säu­ren auf die „Hall­marks of Aging“ aus­fin­dig zu machen.

Quel­len

  1. Healt­hy Aging — PAHO/WHO | Pan Ame­ri­can Health Orga­niza­ti­on (20.9.2023)
  2. What Do We Know About Healt­hy Aging? | Natio­nal Insti­tu­te on Aging (nih.gov) (20.9.2023)
  3. Lon­ge­vi­ty | Natio­nal Insti­tu­te on Aging (nih.gov) (20.9.2023)
  4. Healt­hy Lon­ge­vi­ty | The Nut­ri­ti­on Source | Har­vard T.H. Chan School of Public Health (22.9.2023)
  5. López-Otín C, Blas­co MA, Par­tridge L, Ser­ra­no M, Kroe­mer G. The hall­marks of aging. Cell. 2013 Jun 6;153(6):1194–217. doi: 10.1016/j.cell.2013.05.039. PMID: 23746838; PMCID: PMC3836174.
  6. López-Otín C, Blas­co MA, Par­tridge L, Ser­ra­no M, Kroe­mer G. Hall­marks of aging: An expan­ding uni­ver­se. Cell. 2023 Jan 19;186(2):243–278. doi: 10.1016/j.cell.2022.11.001. Epub 2023 Jan 3. PMID: 36599349.
  7. Kavya­ni, Zey­n­ab, et al. “Effi­ca­cy of the omega‑3 fatty acids sup­ple­men­ta­ti­on on inflamm­a­to­ry bio­mar­kers: An umbrel­la meta-ana­ly­sis.” Inter­na­tio­nal Immu­n­o­phar­ma­co­lo­gy 111 (2022): 109104.
  8. Ogłuszka, Mag­da­le­na, Paweł Lipiń­ski, and Rafał R. Star­zyń­ski. “Effect of Omega‑3 Fatty Acids on Telomeres—Are They the Eli­xir of Youth?.” Nut­ri­ents 14.18 (2022): 3723.
  9. Mora I, Arola L, Cai­ma­ri A, Esco­té X, Puig­gròs F. Struc­tu­red Long-Chain Omega‑3 Fatty Acids for Impro­ve­ment of Cogni­ti­ve Func­tion during Aging. Int J Mol Sci. 2022 Mar 23;23(7):3472. doi: 10.3390/ijms23073472. PMID: 35408832; PMCID: PMC8998232.
  10. Zhang, Xin, et al. “Omega-3 poly­un­sa­tu­ra­ted fatty acids inta­ke and blood pres­su­re: a dose-response meta-analysis of ran­do­mi­zed con­trol­led tri­als.” Jour­nal of the Ame­ri­can Heart Asso­cia­ti­on 11.11 (2022): e025071.
  11. Mus­a­zadeh, Vali, et al. “The bene­fi­ci­al effects of omega‑3 poly­un­sa­tu­ra­ted fatty acids on con­trol­ling blood pres­su­re: An umbrel­la meta-ana­ly­sis.” Fron­tiers in nut­ri­ti­on 9 (2022): 985451.
  12. Xiao, Yanan, et al. “The effects of omega‑3 fatty acids in type 2 dia­be­tes: A sys­te­ma­tic review and meta-ana­ly­sis.” Pro­sta­glan­dins, Leu­ko­trie­nes and Essen­ti­al Fatty Acids 182 (2022): 102456.
  13. Ma, Mu-yuan, et al. “Omega‑3 index and type 2 dia­be­tes: Sys­te­ma­tic review and meta-ana­ly­sis.” Pro­sta­glan­dins, Leu­ko­trie­nes and Essen­ti­al Fatty Acids 174 (2021): 102361.
  14. Wood, Amy HR, Helen F. Chap­pell, and Micha­el A. Zuly­ni­ak. “Die­ta­ry and sup­ple­men­tal long-chain omega‑3 fatty acids as mode­ra­tors of cogni­ti­ve impair­ment and Alz­hei­mer’s dise­a­se.” Euro­pean jour­nal of nut­ri­ti­on (2022): 1–16.