Der Alterungsprozess ist unausweichlich, eine Reise, die jeder von uns im Leben durchläuft. Wir fürchten uns vor den sichtbaren Zeichen des Alterns, wie grauen Haaren, Falten und nachlassender Energie, jedoch ist es wichtig zu erkennen, dass Altern ein grundlegender und natürlicher Prozess ist – ein Teil des Lebens, den wir nicht einfach umkehren können.
Inmitten dieser Veränderungen des Alterns gibt es jedoch faszinierende Aspekte, die unsere Aufmerksamkeit verdienen: altersassoziierte Mechanismen. Diese biologischen Prozesse sind nicht nur für den Alterungsprozess verantwortlich, sondern sind auch stark mit altersassoziierten Erkrankungen verbunden.
Indem wir diese Mechanismen besser verstehen und lernen, wie wir sie positiv beeinflussen können, eröffnen sich die Möglichkeiten, die Qualität des Lebens im Alter zu maximieren. Diese Aussicht auf „Healthy Aging“ wird zu einem zunehmend wichtigen Thema in der medizinischen Forschung. Daher wird es zunehmend wichtiger in die Welt des Alterns einzutauchen und zu untersuchen, wie altersassoziierte Mechanismen nicht nur den Alterungsprozess selbst formen, sondern auch Einfluss auf die Entstehung altersbedingter Krankheiten haben.
Healthy aging, Longevity
„Healthy aging“ beschreibt die Förderung eines gesunden und erfüllten Lebens im Alter. Der Begriff bezieht sich auf die Bemühung, den Alterungsprozess so zu gestalten, dass die körperliche, geistige und soziale Gesundheit erhalten bleibt oder sogar verbessert wird. Das Ziel von „Healthy Aging“ ist, die Lebensqualität im Alter zu maximieren und altersbedingten Krankheiten und Funktionsverlust vorzubeugen. Es bedeutet nicht, das Altern zu stoppen, sondern das Beste aus den späteren Lebensjahren herauszuholen und Unabhängigkeit sowie Lebensfreude zu bewahren.
Man versucht altersassoziierte Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthrose, Krebs, Parkinson oder den Seh- oder Hörverlust zu vermeiden (1,2).
„Longevity“ oder Langlebigkeit bezieht sich auf die Länge oder Dauer des Lebens einer Person. Sie wird in der Regel in Jahren bemessen. Das Erreichen der Langlebigkeit und das Leben eines längeren und gesünderen Lebens sind Themen von Interesse sowohl für Einzelpersonen als auch für Forscher. Die Langlebigkeit wird von mehreren Faktoren beeinflusst, darunter Genetik, Lebensstilentscheidungen, Zugang zur Gesundheitsversorgung und Umweltfaktoren (3,4).
Die Hallmarks of aging
Die „Hallmarks of Aging“ oder auch Altersmerkmale sind eine Reihe von charakteristischen biologischen Prozessen und Veränderungen, die im Laufe des Lebens auftreten und den Alterungsprozess beeinflussen. Sie bieten einen Rahmen für die Erforschung der zugrunde liegenden Mechanismen des Alterns. Die sieben Haupt-Hallmarks of Aging lauten wie folgt:
- Die genomische Instabilität beschreibt Schäden und Mutationen in der DNA. Im Laufe der Zeit führen diese Schäden zu Fehlern in der DNA, welche das Risiko von Krebs und anderen altersbedingten Krankheiten erhöhen.
- Die Telomere verkürzen sich. Telomere sind sich wiederholenden DNA-Sequenzen am Ende der Chromosomen. Sie schützen die DNA vor dem falschen Ablesen des genetischen Codes, verkürzen sich jedoch mit der Zeit. Sind die Telomere zu kurz oder nicht mehr vorhanden, kann die Zelle nicht mehr korrekt funktionieren und sich teilen, was zum Zelltod führt.
- Epigenetische Veränderungen betreffen nicht die DNA-Sequenz, sondern die Organisation der Chromosomen. Manche Bereiche liegen weniger verpackt vor und werden demnach häufiger abgelesen (wichtige Proteine oder Regulatoren). Im Alter treten häufiger Veränderungen in der DNA-Methylierung auf, was die Genregulation beeinträchtigen kann.
- Der Verlust von Proteasen bezieht sich auf den Verlust der Fähigkeit des Körpers, Proteine richtig zu falten, zu transportieren und zu recyceln. Diese fehlerhaften Proteine können sich dann ansammeln und Schäden verursachen.
- Mit zunehmendem Alter kann der Körper Nährstoffe wie Insulin und Wachstumsfaktoren nicht mehr effizient nutzen. Dies kann zur Insulinresistenz und Diabetes führen.
- Mitochondrien sind die Energieproduzenten in den Zellen. Mit fortschreitendem Alter können diese dysfunktional werden, was zu einem Energiemangel in der Zelle führt.
- Zelluläre Seneszenz ist ein Zustand, in dem die Zelle nicht mehr teilungsfähig ist und entzündungsfördernde Substanzen freisetzt. Diese können dann Entzündungen und andere altersbedingte Erkrankungen fördern (5,6).
Omega-3-Fettsäuren und die Hallmarks of Aging
Die Hallmarks of Aging werden durch zahlreiche Nahrungsbestandteile beeinflusst, darunter auch Omega-3-Fettsäuren. Da solche Studien jedoch in der Mehrzahl in Zell- und Tierversuchen durchgeführt wurden, ist es aussagekräftiger, sich auf klinische Nachweise zu fokussieren.
In einer 2022 durchgeführten Meta-Analyse zum Thema Omega-3-Fettsäuren und Entzündungsmarkern konnte festgestellt werden, dass die Einnahme der Fettsäuren die Konzentration von C‑reaktivem Protein (wird bei aktiven Entzündungen freigesetzt), Tumor-Nekrose-Faktor-Alfa (entzündungsförderndes Zytokin) und Interleukin‑6 (Zytokin, das bei Entzündungen freigesetzt wird) signifikant verringert. Dies lässt vermuten, das Omega-3-Fettsäuren aktive Entzündungen verringern (7).
Das Verkürzen der Telomere wird in starke Verbindung mit dem Alterungsprozess gebracht. Neben dem fortschreitenden Altern spielen jedoch auch entzündliche Prozesse und oxidativer Stress eine Rolle bei der Kürzung. Omega-3-Fettsäuren haben einen starken Effekt auf Entzündungen und oxidativen Stress und weisen somit positive Effekte auf die Länge der Telomere auf (8).
Omega-3-Fettsäuren und altersassoziierte Erkrankungen
Im Zusammenhang mit den „Hallmarks of Aging“ können Omega-3-Fettsäuren eine Rolle bei der Verlangsamung des Alterungsprozesses und der Reduzierung des Risikos auf altersbedingte Krankheiten spielen.
Omega-3-Fettsäuren sind bekannt für ihre antioxidativen Eigenschaften, die dazu beitragen, Schäden an der DNA zu reduzieren, die durch oxidativen Stress verursacht werden. Dadurch wird die genomische Instabilität verringert und die Integrität der DNA aufrechterhalten.
Dank ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften werden Omega-3-Fettsäuren auch mit der geringen Verkürzung der Telomere in Verbindung gebracht.
Omega-3-Fettsäuren können auch epigenetische Veränderungen beeinflussen, insbesondere in Bezug auf die DNA-Methylierung. Dies trägt zu besseren Genregulation im Alter bei.
Mitochondriale Dysfunktionen werden ebenfalls verringert, indem die Membranstruktur und die Energieproduktion von den Säuren unterstützt wird.
Entzündungen hängen mit zellulärer Seneszenz zusammen. Dank ihrer antiinflammatorischen Eigenschaften tragen Omega-3-Fettsäuren demnach auch dazu bei, dass die Anzahl seneszenter Zellen verringert wird (9).
Eine besonders häufige altersbedingte Krankheit ist Bluthochdruck. Dieser entsteht unter anderem, wenn die Blutgefäße geschädigt werden, was mit der Zeit meist unumgänglich ist. In mehreren Studien konnte bereits erfolgreich bewiesen werden, dass Omega-3-Fettsäuren zur Senkung des Blutdrucks beitragen und somit das Risiko auf assoziierte kardiovaskuläre Erkrankungen sinken (10,11).
Eine weitere Erkrankung, die oft im Alter entsteht, ist Typ 2 Diabetes. Hier entwickelt der Körper eine Insulinresistenz. Dadurch kann Zucker nicht mehr richtig von den Zellen aufgenommen werden, der Blutzuckerspiegel im Körper steigt, und Organe werden geschädigt. Dies kann zu schweren Gesundheitsproblemen führen, wie Herz-Kreislauf-Komplikationen, Schlaganfällen und Nierenerkrankungen. Omega-3-Fettsäuren können hier helfen, indem sie die kardiovaskulären Risikofaktoren positiv beeinflussen, dank ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften (12,13).
Eine der bekanntesten altersbedingten Erkrankungen ist Alzheimer. Dies ist eine fortschreitende irreversible neurodegenerative Erkrankung des Gehirns. Sie wird durch abnormale Ablagerungen von Proteinen im Gehirn verursacht, welche zur Schädigung und zum Absterben von Nervenzellen führen. Risikofaktoren sind unter anderem die genetische Veranlagung, bestimmte Genvarianten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Omega-3-Fettsäuren können hier helfen und es gibt auch schon erste klinische Studien, die eine Einnahme mit einer Verringerung der Alzheimer-Symptome in Verbindung bringen (14).
Fazit
Altern ist ein natürlicher Prozess, vor dem man sich nicht fürchten sollte. Jedoch bringt ein fortgeschrittenes Leben auch viele Erkrankungen mit sich. Daher ist es wichtig, sich sein Leben lang über eine gesunde und ausgewogene Ernährung bewusst zu sein, um seinen Körper bestmöglich auf das Altern vorzubereiten. Omega-3-Fettsäuren unterstützen diesen Prozess und sollten immer Teil einer ausgewogenen Ernährung sein. Es gibt jedoch auch schon explizierte Hinweise drauf, dass die Fettsäuren bei vielen altersbedingten Erkrankungen positive Eigenschaften haben. Es bedarf jedohc noch weiterer Studien, um die genauen Effekte von Omega-3-Fettsäuren auf die „Hallmarks of Aging“ ausfindig zu machen.
Quellen
- Healthy Aging — PAHO/WHO | Pan American Health Organization (20.9.2023)
- What Do We Know About Healthy Aging? | National Institute on Aging (nih.gov) (20.9.2023)
- Longevity | National Institute on Aging (nih.gov) (20.9.2023)
- Healthy Longevity | The Nutrition Source | Harvard T.H. Chan School of Public Health (22.9.2023)
- López-Otín C, Blasco MA, Partridge L, Serrano M, Kroemer G. The hallmarks of aging. Cell. 2013 Jun 6;153(6):1194–217. doi: 10.1016/j.cell.2013.05.039. PMID: 23746838; PMCID: PMC3836174.
- López-Otín C, Blasco MA, Partridge L, Serrano M, Kroemer G. Hallmarks of aging: An expanding universe. Cell. 2023 Jan 19;186(2):243–278. doi: 10.1016/j.cell.2022.11.001. Epub 2023 Jan 3. PMID: 36599349.
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- Ogłuszka, Magdalena, Paweł Lipiński, and Rafał R. Starzyński. “Effect of Omega‑3 Fatty Acids on Telomeres—Are They the Elixir of Youth?.” Nutrients 14.18 (2022): 3723.
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