Sehen gehört zu den wichtigsten Sinnen. Das Verlieren der Sehkraft bedeutet eine starke Einschränkung im alltäglichen Leben. Unsere Sehkraft kommt uns so selbstverständlich vor, dass wir kaum über sie nachdenken. Daher beschäftigen sich auch nur wenige Menschen damit, wie man sie schützen und erhalten kann. Dabei gibt es viele Möglichkeiten seinen Augen etwas Gutes zu tun. Man verbindet mit der Augengesundheit meist eine reduzierte Bildschirmzeit oder Sonnenschutz. Dass aber auch die Ernährung eine entscheidende Rolle spielt, ist eher wenig bekannt. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf das Auge im Allgemeinen und den Einfluss der Ernährung auf die Augengesundheit.
Das Auge
Unser Auge ist eines der komplexesten Organe. Es ermöglicht, visuelle Informationen aus der Umgebung aufzunehmen, zu verarbeiten und ans Gehirn weiterzugeben. Es besteht auf mehreren strukturellen Komponenten, die zusammen das Sehen ermöglichen: Die Hornhaut oder Cornea ist eine transparente äußere Schicht des Auges. Sie schützt und leitet das Licht in das Auge.
Die Lederhaut ist die weiße äußere Schicht des Auges und bildet den Großteil des Augapfels. Sie schützt das Auge ebenfalls und gibt ihm seine Form. Die Iris ist der farbige Teil des Auges, der die Pupille umgibt. Sie kontrolliert die Pupillengröße und somit die Menge des einfallenden Lichts.
Die Pupille ist die dunkle Öffnung in der Mitte der Iris. Bei Dunkelheit erweitert sie sich, um mehr Licht ins Auge zu lassen.
Hinter Iris und Pupille befindet sich die Linse. Sie fokussiert das einfallende Licht auf die Retina, indem sie ihre Krümmung ändert. Damit passt sie sich auf verschiedene Entfernungen an.
Der Glaskörper ist eine gelartige Substanz, die den Großteil des Augeninneren füllt. Er sorgt für die runde Augenform und leitet das Licht auf den wichtigsten Teil des Auges — die Retina.
Die Retina ist die lichtempfindliche Schicht an der Rückseite des Auges. Sie enthält Millionen von Fotorezeptoren, welche das Licht in elektrische Signale umwandeln. Der Sehnerv leitet diese Signale dann von der Retina ins Gehirn, wo sie in Bilder umgewandelt werden.
Der zentrale Bereich der Retina wird Makula genannt. Dieser enthält die größte Konzentration an Zapfen. Sie ist für das zentrale Sehen verantwortlich, das für Lesen und Erkennen von Details wichtig ist.
Das Auge funktioniert nicht wie eine Kamera, sondern wandelt Informationen in Form von elektrischen Signalen an das Gehirn weiter. Diese Signale werden erst im Gehirn analysiert und interpretiert. Erst dadurch entsteht ein Bild, auf welches wir reagieren können (1,2,3).
Ernährung und die Augengesundheit
Eine gesunde Ernährung spielt eine entscheidende Rolle beim Erhalt der Augengesundheit. Bestimmte Nährstoffe unterstützen die Funktion des Auges und reduzieren das Erkrankungsrisiko.
Man kann dabei zwischen direkten und indirekten Mechanismen unterscheiden. Direkten Einfluss auf die Augengesundheit nehmen Stoffe wie Beta-Carotin, Vitamin C und Vitamin E. Dies sind nämlich Antioxidantien, welche freie Radikale einfangen und unschädliche machen. Dadurch wird der oxidative Stress im Auge verringert und das Risiko für bestimmte Erkrankungen nimmt ab.
Besonders Omega-3-Fettsäuren haben einen großen Einfluss auf die Netzhaut und unterstützen ihre Gesundheit.
Um das Auge nicht indirekt zu schädigen, ist eine Ernährung reich an Obst, Gemüse, magerem Eiweiß und Vollkorn sinnvoll. Dies ist nämlich auch gut für die allgemeine Gesundheit und hilft, Blutdruck und Blutzuckerspiegel niedrig zu halten (4,5).
Omega-3-Fettsäuren und Makula-Degeneration
Die altersbedingte Makula-Degeneration (AMD) ist eine progressive Augenerkrankung, welche die zentrale Sehfunktion beeinträchtigt. Die Makula ist der zentrale Bereich des scharfen Sehens auf der Netzhaut. Die AMD ist daher eine der häufigsten Ursachen für Sehverlust bei älteren Menschen.
Man unterscheidet zwischen der trockenen und feuchten AMD: Bei der trockenen AMD sterben die lichtempfindlichen Zellen in der Retina ab. Dieser Prozess entwickelt sich langsam und schreitet schleichend voran. Bei der feuchten AMD wachsen abnormale Blutgefäße unter der Makula. Treten diese aus, so wird Flüssigkeit in die Makula geleitet, was zu einem schnellen Sehverlust führt. Diese Form der AMD ist abrupter und schwerwiegender als die trockene AMD.
Die genauen Ursachen für AMD sind noch nicht vollends bekannt. Zu den Risikofaktoren gehören jedoch das Alter, die Genetik, Rauchen und eine mangelhafte Ernährung (6).
Omega-3-Fettsäuren können dieser Erkrankung entgegenwirken. Sie besitzen entzündungshemmende Eigenschaften und wirken dem Absterben der Zellen entgegen.
Außerdem schützen sie vor oxidativem Stress, welcher die Zellen der Netzhaut stark schädigt und zur Bildung von AMD beiträgt.
Zusätzlich fördern Omega-3-Fettsäuren die Gesundheit der Blutgefäße. Dies könnte besonders bei der feuchten AMD nützlich sein, deren Hauptursache auf der Fehlbildung von Blutgefäßen beruht.
In Kombination mit Lutein und Zeaxanthin wurde der Nutzen von Omega-3-Fettsäuren bereits in Studien gezeigt. So wiesen Testpersonen mit AMD, die diese Stoffe zu sich nahmen, mehr Makula-Pigmente auf als die Kontrollgruppe (7). Omega-3-Fettsäuren wirken außerdem präventiv auf AMD. Eine hohe Einnahme der Fettsäuren verringert das Risiko an AMD zu erkranken um 39% (8).
Omega-3-Fettsäuren bei trockene Augen
Das Sicca-Syndrom beschreibt eine chronische Trockenheit der Augen. Grund dafür ist eine verminderte Sekretion von Tränen oder eine starke Verdunstung des Tränenfilms. Die Ursachen sind vielfältig: Bei manchen Menschen ist eine Autoimmunerkrankung für die trockenen Augen verantwortlich. Andere Ursachen sind ein veränderter Hormonspiegel, das Einnehmen bestimmter Medikamente, Rauchen und andere Reizungen durch Kontaktlinsen oder trockene Luft (9,10,11). Menschen mit trockenen Augen sind häufig sehr lichtempfindlich. Außerdem können so auch keine Kontaktlinsen getragen werden.
Omega-3-Fettsäuren können bei trockenen Augen helfen, da sie die Tränenqualität verbessern. Normalerweise wird das Auge von der Tränenflüssigkeit geschützt, die aus drei Schichten besteht: Der öligen, der wässrigen und der schleimigen Schicht. Omega‑3 unterstützt diese Schichten und trägt dazu bei, die Augen besser zu schmieren und die Augenoberfläche zu schützten. Die Säure verlängert auch die Tränenstabilität. Dies trägt dazu bei, dass die Tränen länger auf der Augenoberfläche verbleiben und die Augen besser befeuchten (12).
In Studien konnte den Omega-3-Fettsäuren bereits ein positiver Effekt auf die Bekämpfung von trockenen Augen nachgewiesen werden. So sind sie eine gute Möglichkeit, um trockene Augen nach kurzfristiger Einnahme zu behandeln (13).
Omega-3-Fettsäuren für das Office-Eye-Syndrom?
Das Office-Eye-Syndrom oder auch Computer Vision Syndrom (CVS) beschreibt Augenprobleme, die mit dem Arbeiten an einem Bildschirm assoziiert sind. Symptome sind trockene Augen, Brennen und Jucken, verschwommenes Sehen, Kopfschmerzen und Lichtempfindlichkeit. Faktoren wie die Bildschirmposition, Lidschlagfrequenz, Bildschirmqualität und Bildschirmzeit spielen eine Rolle bei der Ausbildung vom CVS.
Gegenmaßnahmen sind regelmäßige Pausen, Blinken, Ergonomie am Arbeitsplatz, eine Bildschirmbrille, die Beleuchtung und Augentropfen.
Es gibt bislang leider noch nicht viele Daten zum CVS in Verbindung mit Omgea-3-Fettsäuren. Da das Syndrom jedoch verwandt mit der Sicca-Symptomatik ist, könnte der Stoff auch hier helfen (14).
Omega-3-Fettsäuren bei Diabetes und Bluthochdruck
Diabetes und Bluthochdruck sind zwei chronische Gesundheitszustände, die das Auge schädigen. Die häufigste Augenkomplikation im Zusammenhang mit Diabetes ist die diabetische Retinopathie. Bei dieser Erkrankung werden die Blutgefäße in der Netzhaut geschädigt. In den späteren Stadien der Erkrankung führt sie zu verschwommenem Sehen, Netzhautblutungen und Sehverlust. Flüssigkeit kann auch in die Makula gelangen und die Sehschärfe beeinträchtigen.
Bluthochdruck schädigt die Blutgefäße in der Retina ebenfalls. Dies wird als hypertensive Retinopathie bezeichnet. Der erhöhte Druck führt zu Engstellen in den Blutgefäßen, Blutungen und Flüssigkeitsansammlungen in der Retina. Ein hoher Blutdruck führt auch zu Blutungen in verschiedenen Teilen des Auges, einschließlich der Netzhaut. Dies kann den Sehnerv schädigen und zum Sehverlust führen (15,16).
Omega-3-Fettsäuren können bei Diabetes behilflich sein, da sie gefäßschützende Eigenschaften besitzen. Sie entspannen die Blutgefäße und verbessern die Durchblutung. Dadurch werden Gefäßschäden minimiert, welche sonst bei Diabetes oft ein großes Problem darstellen. Außerdem wirken sie blutdrucksenkend.
Den positiven Effekt der Omega-3-Fettsäuren konnte man auch schon in Studien nachweisen.
Eine Einnahme von 2 bis 3 Gramm an Omega-3-Fettsäuren täglich konnte den Blutdruck signifikant senken (17).
In einer anderen Studie konnte gezeigt werden, dass sich Werte wie das C‑reaktive Protein in Personen mit Diabetes Typ 2 verbesserten. Es gab jedoch keine Verbesserungen in anderen wichtigen Faktoren wie dem Blutzuckerspiegel oder der Insulinresistenz (18).
Interessanterweise konnte auch festgestellt werden, dass Individuen, die an Typ 2 Diabetes litten, einen geringen Omega-3-Fettsäuren Gehalt aufweisen. Dies ist ein weiterer Hinweis auf die potenziell gesundheitsfördernden Effekte der Fettsäuren in Menschen mit Diabetes (19).
Bei der Auswertung solcher Studien ist es ebenfalls sehr wichtig, sich die entsprechenden Parameter im Blut genauer anzuschauen. Dadurch gewinnt man eindeutigere Ergebnisse, da die Aufnahme und der Effekt der Fettsäuren von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird.
Fazit
Omega-3-Fettsäuren haben vielfältige positive Eigenschaften, wenn es um die Augengesundheit geht. Sie helfen, den oxidativen Stress zu verringern und senken das Risiko, an AMD zu erkranken. Neben diesen primären Förderungen der Augengesundheit, senken sie auch das Risiko für sekundäre Schädigungen des Auges. So haben sie positive Auswirkungen auf einen zu hohen Blutdruck und Diabetes, zwei Konditionen, die das Auge stark schädigen. Weitere Studien werden helfen, die WIrkung von Omega-3-Fettsäuren auf die AUgengesundheit noch besser zu verstehen.
Quellen
- Titel (multiplesklerose.ch) (13.9.2023)
- Die Augen | Anatomie, Funktionsweise und Erkrankungen (leading-medicine-guide.com) (13.9.2023)
- für unsere Augen, Schutz. “Der Aufbau unserer Augen–die Anatomie.” Arbeitsplatz Augenpraxis: Wissen für die medizinische Fachangestellte (2019): 1.
- Gesunde Ernährung für die Augen: Diese Vitamine helfen | Augen- und Laserzentrum Leipzig (augen-und-laserzentrum.de) (13.9.2023)
- Gesunde Augen durch Sport und Ernährung | Bányai Augenheilkunde (neue-augen.de) (13.9.2023)
- Age-Related Macular Degeneration (AMD) | National Eye Institute (nih.gov)
- Csader, Susanne, et al. “The effect of dietary supplementations on delaying the progression of age-related macular degeneration: A systematic review and meta-analysis.” Nutrients 14.20 (2022): 4273.
- Meng, Xiang-Tian, Yun-Yue Shi, and Zhou Hong-Yan. “Dietary omega‑3 LCPUFA intake in the prevention of neovascular age-related macular degeneration: a systematic review and meta-analysis.” Nutricion Hospitalaria (2022).
- Trockenes Auge (Sicca-Symptomatik): UKM — Augenklinik (4.4.2023)
- Baer AN, Walitt B. Update on Sjögren Syndrome and Other Causes of Sicca in Older Adults. Rheum Dis Clin North Am. 2018 Aug;44(3):419–436. doi: 10.1016/j.rdc.2018.03.002. PMID: 30001784; PMCID: PMC6245643.
- Tränenfilm und Tränenflüssigkeit | Das sollten Sie wissen (hilfe-bei-trockenen-augen.de) (4.4.2023)
- Ernährung bei trockenen Augen – was sollten Sie essen und trinken? (hilfe-bei-trockenen-augen.de) (17.9.2023)
- Chi, Sheng-Chu, Hsin‑I. Tuan, and Yi-No Kang. “Effects of polyunsaturated fatty acids on nonspecific typical dry eye disease: a systematic review and meta-analysis of randomized clinical trials.” Nutrients 11.5 (2019): 942.
- Singh, Sumeer, et al. “Interventions for the management of computer vision syndrome: a systematic review and meta-analysis.” Ophthalmology 129.10 (2022): 1192–1215.
- Augenerkrankungen bei Diabetes (diabinfo.de) (17.9.2023)
- Diabetes – Schäden an der Netzhaut des Auges (in Überarbeitung) — Patienten-Information.de (17.9.2023)
- Zhang, Xin, et al. “Omega-3 polyunsaturated fatty acids intake and blood pressure: a dose-response meta-analysis of randomized controlled trials.” Journal of the American Heart Association 11.11 (2022): e025071.
- Xiao, Yanan, et al. “The effects of omega‑3 fatty acids in type 2 diabetes: A systematic review and meta-analysis.” Prostaglandins, Leukotrienes and Essential Fatty Acids 182 (2022): 102456.
- Ma, Mu-yuan, et al. “Omega‑3 index and type 2 diabetes: Systematic review and meta-analysis.” Prostaglandins, Leukotrienes and Essential Fatty Acids 174 (2021): 102361.